Schuldgefühle fesseln unser Dasein

Spielzeugente gefesselt

Hätte ich keine Schuldgefühle, dann könnte ich es genießen auszuschlafen, wenn keine Verpflichtungen anstehen, dann könnte ich mir diesen neuen Pullover kaufen, dann könnte ich mir dieses Stück Kuchen gönnen, dann könnte ich mich an den schönen Momenten des Lebens freuen.

Schuldgefühle sind Emotionen, die sowohl aus der bewussten aber auch aus der unbewussten Überzeugung entstehen, etwas Falsches getan oder auch gesagt zu haben.

Sie führen in ihren unangenehmen Ausprägungen dazu, dass uns die schönen Momente des Lebens vermiest werden. Angefangen bei dem dumpfen Gefühl, etwas Falsches getan zu haben bis hin zu der allgemeinen Beeinträchtigung unseres täglichen Wohlbefindens durchziehen sie mitunter unser ganzes Dasein.

Begleitet werden Schuldgefühle von körperlichen Symptomen wie z.B. Schwitzen, Magenverstimmungen oder gar depressiven Verstimmungen. Sie führen zu Grübeleien, Gewissensbissen, Angst, Ärger, Selbstzweifel bis hin zu Panik.

Während Schuldgefühle sich als Folge eines Unrechts einstellen, das wir jemandem zugefügt haben, lässt sich Scham, die wir mit dem Blick der Anderen auf uns assoziieren (»Ich schäme mich, weil ich nicht genug verdiene«) davon abgrenzen.

Von gesunden Schuldgefühlen spricht man, wenn wir tatsächlich durch unser Fehlverhalten einem Anderen real Unrecht zugefügt haben. Denn dann tragen Schuldgefühle dazu bei, dass wir die Regeln und Normen einer Gesellschaft respektieren und niemandem schaden.

Die ungesunden Schuldgefühle allerdings bestehen ohne eben diese objektiv gesehenen Verfehlungen. Wir fühlen uns schuldig, weil wir erfolgreicher sind als andere, unser Kind in Obhut geben um wieder zu arbeiten, Angehörige nicht im Krankenhaus besuchen, uns ungesund ernähren oder weil es uns besser geht als anderen.

Schuldgefühle eignen sich auch bestens zur Manipulation von Menschen. Es gibt Menschen, die ein Talent dafür besitzen, uns Schuldgefühle einzureden bzw. die vorhandenen für berechtigt zu erklären, um selbst einen Vorteil daraus zu ziehen, obgleich sie selbst nie Schuld sind.

Bei der Bekämpfung der Schuldgefühle nützt es nicht darüber zu grübeln, was wir falsch gemacht haben. Besser ist es Schuldzuweisungen zu erkennen und Schuldeinflüsterer zu meiden, denn Schuldgefühle bei jemandem zu wecken heißt auch immer denjenigen verantwortlich zu machen.

Besser ist es sich bewusst zu machen, mit welchen Aussagen z.B. Angehörige, Freunde oder Kollegen Schuld zuweisen, denn wer Schuld zuweist, macht den Schuldigen damit zum Täter.

Es gilt aber auch, selbst erzeugte ungesunde Schuldgefühle zu verstehen, denn wer die Schuld unberechtigt auf sich nimmt, macht den Anderen zum Opfer, weil er ihn machtlos macht. Er nimmt ihm die Entscheidungsgewalt und spricht ihm seinen freien Willen ab.

In den meisten Lebenssituationen kann sich jeder Mensch immer auch anders entscheiden und hat somit die Verantwortung für sein Tun. Ich bin zu 100% für das verantwortlich, was ich tue, sage, denke fühle und der andere ist zu 100% für das was verantwortlich, was er tut, sagt denkt und fühlt.

Die Lebensfreude, die Sie sich gönnen, nimmt Niemandem etwas weg!