Respektierst du mich respektier’ ich dich

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Ganz so einfach ist es leider nicht. Respekt ist nicht gleich Respekt. Das Wort Respekt bedeutet aus dem Lateinischen (respectus) übersetzt zurückschauen, berücksichtigen und meint im allgemeinen eine Form von Wertschätzung, die unterschiedliche Aspekte zum Ausdruck bringen kann.

Mit Respekt kann eine Haltung gemeint sein, die sich darin zeigt, den Anderen unabhängig von seiner Herkunft, der Religion oder dem Status zu achten, oder aber die Rücksichtnahme gegenüber den Bedürfnissen und Verletzlichkeiten anderer Menschen. Auch der Ausdruck einer angemessenen Distanz dem Anderen gegenüber oder die Anerkennung besonderer Leistungen und die wechselseitige Wertschätzung gleichberechtigter Partner sind Aspekte von Respekt.

Welche große Rolle Respekt im täglichen Miteinander spielt, macht sich immer bei seinem Fehlen bemerkbar; schnell eskalieren Situationen, zerbrechen Partnerschaften oder enden Arbeitsverhältnisse. Wer z.B. chronisch unpünktlich ist, zeigt wenig Respekt dem Anderen gegenüber, weil ihm dessen Zeit nicht wertvoll ist.

So wie Respekt auch Respekt hervorruft, ist es leichter anderen Respekt zu zollen, wenn man mit sich selbst respektvoll umgeht. Ähnlich dem Bibelzitat: »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!« ruft Respekt sich selbst gegenüber auch Respekt bei Anderen hervor.

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie es mit dem Respekt sich selbst gegenüber bestellt ist? Selbstachtung und Selbstliebe sind wesentliche Lebenseinstellungen, deren Grundsteine in der Kindheit gelegt werden, denn neben Liebe und Zuwendung brauchen Kinder für ihre Entwicklung Anerkennung und Respekt seitens der Eltern und Bezugspersonen.

Jede Missachtung dessen führt zu Verletzungen, die sich bis ins Erwachsenenalter verfestigen und in einer respektlosen Haltung sich selbst gegenüber münden können. Ein Gedanke zurück in die Kindheit lässt z.B. fragen: »Was habe ich als Kind über Respekt gelernt? Wie respektvoll sind meine Eltern mit mir umgegangen?« oder »Wo habe ich als Kind, Jugendlicher oder Erwachsener Respektlosigkeit oder Missachtung erfahren?«.

Heute im Hier und Jetzt ist es interessant, welches Selbstbild Sie von sich haben bzw. inwiefern sich die Lebenserfahrungen in diesem niedergeschlagen haben. Wie hoch ist z.B. ihr Wert auf einer Skala von 0 bis 10 bezüglich der Fragen: »Wie gut kenne ich meine Bedürfnisse? Wie respektvoll gehe ich mit mir selbst um?« oder »Wie zufrieden bin ich mit mir selbst?« – wenn 10 die höchste Ausprägung, also optimal ist?

Jeder Mensch möchte respektiert und ernst genommen, doch nur wer sich selbst zu schätzen weiß kann auch Andere würdigen, respektieren und wird respektiert. Trotz Verletzungen und schlechter Erfahrungen ist es nie zu spät, Respekt sich selbst gegenüber zu lernen. Die erste Vorraussetzung ist ein Blick nach innen, Aufmerksamkeit für sich selbst und die eigenen Bedürfnisse, Stärken und Schwächen.